Mitten in der Nacht schreckte Alex auf. Sein Herz pochte gegen seinen Brustkorb und er versuchte, seinen Atem unter Kontrolle zu bringen. Es war wieder der Traum gewesen. Derjenige, der ihn jede Nacht verfolgte, der dunkle Schatten, der in seinen Alpträumen herumschlich und ihn jagte.
Traitserviert stieg er aus dem Bett und schlüpfte in seine Hausschuhe. Er drehte die Lichter an und lief ins Wohnzimmer. Es war still, nur das leise Ticken der Uhr war zu hören. Er warf einen genervten Blick auf die Uhr am Wand. Es war erst 2 Uhr Morgens, was bedeutete, dass er noch weitere vier Stunden bis zum Morgen hatte. Stunden voller Angst und Schlaflosigkeit.
Die Träume waren kürzlich erst aufgetaucht, vor ungefähr einer Woche. Am Anfang waren sie unscheinbar und harmlos gewesen. Doch mit jeder weiteren Nacht wurden sie intensiver, dunkler, verstörender. Und immer dasselbe – ein dunkler Schatten, der ihm nachstellte, ihm zuzischte, ihm die Ruhe raubte.
Verzweifelt suchte Alex nach einer Lösung. Er versuchte, seinen Geist mit Arbeit, Büchern, Filmen zu belasten, um den dunklen Träumen zu entkommen. Doch egal was er tat, der Schatten blieb. Zusehends verzehrte ihn der Schlafentzug. Er sah immer erschöpfter aus, war ständig gereizt und seine Gedanken begannen sich zu verlangsamen. Die Isolation durch die Pandemie hatte das Ganze noch verschlimmert. Wegen des Lockdowns und der Quarantäne verbrachte er viel Zeit alleine.
An einem besonders dunklen Morgen, als der Schlafentzug und die Erschöpfung ihren Höhepunkt erreicht hatten, kaufte er eine Überwachungskamera. Vielleicht, so dachte er, würde das Aufzeichnen seiner Schlafmuster ihm helfen, einen Weg zu finden, die Träume zu besiegen.
Er platzierte die Kamera direkt über seinem Bett und schaltete sie ein. Die erste Nacht mit der neuen Kamera war genauso qualvoll wie die vorigen. Die Dunkelheit um ihn herum, der Schatten, der ihm nachstellte, all das war auf der Videokamera festgehalten. Als er am Morgen müde und erschöpft die Aufnahmen sah, war er zutiefst erschrocken.
Auf dem Bildschirm war er zu sehen, wie er nachts verrückt herumwirbelte, sich wälzte, schwitzte. Aber das war nicht das, was ihm den Atem raubte. Es war der dunkle Schatten, der im Hintergrund herumstreunte. Ein undefinierbarer Schemen, der sich am Rande des Bettes entlang bewegte und dann verschwand, nur um wiederzukehren und auf ihn herabzustarren.
Nun konnte er es nicht mehr ignorieren. Es waren keine normalen Träume. Es war real. Er beschloss, Hilfe zu suchen und das Band zur Polizei zu nehmen. Doch als er das Video am nächsten Tag abspielte, war der Schatten verschwunden. Er war allein auf dem Video, so als ob der Alptraum nie existiert hätte.
Völlig verlassen und verängstigt fand er auf einem Forum einen Beitrag über Schlafparalyse und Schattenmenschen. Viele andere erlebten ähnliche Träume und beschrieben gleiche Phänomene. Es schien irgendwie tröstlich, dass er nicht allein war, aber gleichzeitig löste es eine tiefere Verzweiflung in ihm aus.
Was, wenn diese dunklen Träume gar keine Träume waren? Was, wenn diese dunklen Schatten nicht einfach Phantome der Nacht waren, sondern tatsächlich existierten? Was, wenn sie ihm jede Nacht folgten, ihn beobachteten, auf ihn warteten?
Jetzt ist er nachts nie wirklich allein und irgendwie, ist er das auch tagsüber nicht mehr.