Die Katze hatte aufgehört zu schnurren, als wäre der Motor eines Wagens spontan ausgefallen. Auch die Uhr an der Wand tickte nicht mehr. Es war still. Unnatürlich still. Auf der trockenen Zunge lag der Geschmack der Sorge.
Charlie leben hing an Geräuschen. Der Hörbehinderte konnte nicht hören, aber die kleinen Vibrationen die seine Umgebung aussendete, konnte er fühlen und deuten. Meistens zumindest. Aber jetzt, da sich alles wie in einer Blase des Schweigens befand, fühlte er sich verstummt, blind und taub für die Welt.
Es begann mit dem Haus – den Wänden, den Möbeln, den Bildern – sie hörten alle auf zu existieren. Dann die Straße – die parkenden Autos, die Bäume, sogar das kleine Blutbad, das von der gestern überfahrenen Taube hinterlassen wurde. Eines nach dem anderen verschwand in dieser grotesken Leere des Nichts.
Mit jedem Moment, der vorüberging, wurde die Stille immer unerträglicher. Der Nicht-Klang breitete sich aus, verschlang das Rauschen des Blutes in seinen Adern und sogar den Puls, der sonst seinen Körper in einem konstanten Rhythmus hielt. Es war, als würde sich das Schweigen an seinen Sorgen nähren, je mehr er darüber nachdachte, desto schlimmer wurde es.
Er stolperte durch das Haus und suchte nach irgendetwas, das noch da war. Irgendetwas, das einen Klang machte. Eine Schroffheit auf der Haut, ein Flüstern im Wind, irgendetwas. Er tastete nach dem Telefon, um die Polizei anzurufen. Doch als er auf die Tasten tippte, fühlte es sich an, als ob er durch Gelee stieß. Jede Berührung versank in dem Gerät, es war, als würde es ihn nicht wahrnehmen, als wäre er ein Geist.
Charlie fiel auf die Knie, schrie in seiner Verzweiflung, doch selbst sein Schrei ertrank in der Stille, die ihn umgab. Es war, als würde das Schweigen seine Existenz aufsaugen. Er konnte die Kälte spüren, die sich langsam in ihm ausbreitete. Von den Zehenspitzen bis zu den Haarspitzen, als würde er langsam einfrieren, einsinken, in das stille Nichts.
Er rannte mit der panischen Energie der Verzweiflung in den Garten, trat mit bloßen Füßen auf das feuchte Gras, hoffte, Halt im Erdboden zu finden. Aber alles war weg. Das Gras, die Bäume, die Erde selbst. Er schien auf nichts zu stehen, als würde er in der Dunkelheit eines Ozeans treiben, ohne Grund unter den Füßen, ohne Sterne über dem Kopf.
Schließlich sank er in sich zusammen, von der unendlichen Stille erdrückt, und hoffte nur noch auf das Ende. Vielleicht war dies das langersehnte Ende. Vielleicht aber auch nur der Anfang von etwas Schlimmerem. Etwas, das jenseits seiner Vorstellungskraft lag.
Er wurde sich bewusst, dass er jetzt tatsächlich nichts mehr fühlte. Als ob seine Existenz völlig erloschen wäre. Er war in das Schweigen gesunken, er war Teil von ihm geworden. Er war die Stille. Das Nichts. Der Fluch der Stille hatte ihn vollständig eingenommen, aus ihm alles weggewischt, was je war und je sein könnte.
Aber wenn Charlie jetzt wirklich tot war, warum konnte er dann noch denken? Wenn er wirklich nichts mehr war, warum konnte er sich dann immer noch daran erinnern, wie es war, etwas zu sein? Und warum, oh, warum berührte ihn die Stille so sehr, dass es ihn fast verrückt machte?