Es war eine düstere, klarer Oktobernacht. Der Mond hing tief am Himmel, warf seinen gespenstischen Schein auf die verlassene Anstalt am Rand der Stadt. Die verwitterten Backsteinwände und zerschlagenen Fenster verbargen Geschichten des Schreckens, Geschichten die bis heute niemand zu erzählen wagte.
Jake und Alex, zwei furchtlose Brüder, standen vor dem massiven Eisentor des Gebäudes. Sie waren Jugendliche, voller Leben und Neugier, fasziniert von den Gerüchten, die die stillen Hallen der Anstalt umwoben. Sie hatten sich vorgenommen, der Wahrheit auf den Grund zu gehen und das Rätsel des ständigen Kreischens, das jede Nacht zu hören war, zu lösen.
Vorsichtig öffneten sie das quietschende Tor und betraten den überwachsenen Hof, auf dem herbstliches Laub knisterte. Jeder Atemzug ließ die Kühle der Nacht in ihre Lungen strömen und Jake spürte, wie ein kalter Schauer seinen Rücken hinunterlief. Sie drangen weiter in die Dunkelheit vor, ihre Taschenlampen, die einzigen Lichtquellen in diesem erdrückenden Schwarz.
Das Innere war nicht weniger gruselig als der äußere Anblick. Die verrotteten Korridore und leeren Zimmer verströmten eine Atmosphäre der Dunkelheit und des Elends. Eine tiefe Stille umhüllte sie. Bis ein schwacher Schrei durch die Dunkelheit schnitt. Sie zuckten zusammen, die Haare auf ihren Armen stellten sich auf. Es war das Kreischen der Nacht, schrecklicher und schauriger als sie es sich vorgestellt hatten. Es kam aus dem oberen Stockwerk, durchdringend, fast menschlich.
Aber sie gaben nicht auf, gingen die knarrenden Treppen hinauf, immer näher zu der Quelle des grauenvollen Lärms. Nach einem endlos scheinenden Korridor kamen sie vor einer verrosteten Eisentür zum Stehen. Der Schrei schien direkt dahinter zu liegen und mit jedem Kreischen intensivierte sich das beklemmende Gefühl in ihrer Brust.
Sie drückten die Tür auf. Der Raum war dunkler als alles, was sie bisher erlebt hatten. Aber als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sahen sie es. In der Mitte des Raumes saß eine Gestalt, bleich wie der Mond draußen. Eine junge Frau, in zerfetzten Kleidern, die leblos auf den Boden starrte. Sie war die Quelle des Kreischens.
Bevor sie reagieren konnten, hob die Frau den Kopf und fixierte ihre Augen auf die Jungen. Ihren Mund öffnend, ließ sie ein weiteres herzzerbrechendes Kreischen los. Aber es war kein Schrei des Schmerzes, es klang eher wie eine Warnung. Ihr Blick war nicht feindlich, sondern flehend. So als ob sie die beiden davor warnen wollte, etwas Schlimmeres zu wecken.
Bevor die Brüder fliehen konnten, fühlte sich die Luft plötzlich schwer an, das Kreischen verstummte und die Frau löste sich in Nichts auf. Verwirrt und verängstigt drehten sie sich um, wollten rennen, nur weg. Doch die Tür war verschwunden, stattdessen stand sie jetzt am anderen Ende des Raumes. Und hinter ihr, in der Schwärze der Dunkelheit, grollte etwas, etwas Undefinierbares, Unheilvolles, irgendwie tiefer und dunkler als die Nacht selbst. Es war, als ob sie eine uralte Dunkelheit geweckt hätten, die nun auf sie zukam.
Das letzte, was man von den Jungen hörte, war ein durchdringendes Kreischen. Ein Ton der Verzweiflung, der in der Dunkelheit der Anstalt verhallte. Die dunkle Präsenz hatte sie nun in ihrem Griff. Sie waren nun Teil des Grauens, das die alte Anstalt verbarg und ermahnende Zeugen für diejenigen, die wagten, das Kreischen der Nacht zu erforschen.