Nick stand vor der verschlossenen Tür. Er wusste, was sich dahinter verbarg. Das Haus war seit Jahren unbewohnt; verlassen, wie sein eigener Mut. Der Schlüssel in seiner Hand zitterte und das Metall fühlte sich eiskalt an.
Er schloss die Tür auf, doch bevor er sie öffnete, fiel ihm eine alte Sage ein, die ihm sein Großvater immer wieder erzählt hatte. Ein Fluch sollte auf diesem Nichtraucherhaus liegen, der jeden, der es betritt, in ewige Dunkelheit stürzt. Damals hatte er gelacht. Heute lachte er nicht. Heute war er es, der den Schlüssel in der Hand hielt.
Als er die Pforte öffnete, wurde er von Dunkelheit verschluckt. Kein Lichtstrahl fand seinen Weg in das Innere des Hauses. Eine unnatürlich starke Dunkelheit, die sich wie ein Vorhang um alles legte, was sich dahinter verbarg.
Nick zückte die Taschenlampe seines Handys, doch auch ihr Licht schien von der Dunkelheit erstickt zu werden. Doch etwas bewegte sich, am Rande seines Sichtfeldes. Etwas Unausprechliches, etwas, das in diese Welt nicht gehörte.
Die Angst ließ ihn fast erstarren, doch er zwang sich, weiter nach vorne zu gehen. Jeder Schritt, den er tat, führte ihn tiefer in das Herz dieser Dunkelheit.
Plötzlich hielt er inne. Er hatte etwas gehört. Ein Flüstern? Ein Wispern? Er konnte es nicht genau sagen, aber es schien von jedem Winkel des Raumes zu kommen und doch von nirgendwo her. Es war, als ob das Haus selbst zu ihm sprach.
Nick drehte sich um und das Wispern verstummte abrupt. Dann merkte er, dass er nicht mehr alleine war. Vor ihm stand eine Gestalt. Sie war von der Dunkelheit fast vollständig umhüllt, nur die Augen schimmerten im fahlen Licht seiner Taschenlampe. Sie waren leer und kalt. Vollkommen leer, bis auf ein winzig kleines Licht, das in einer unendlichen Leere zu versinken schien.
Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Es war, als ob jede Faser seines Körpers wusste, dass diese Erscheinung nicht von dieser Welt war. Bevor er schreien oder fliehen konnte, starrte die Gestalt ihn an und sprach:
„Willkommen in der ewigen Dunkelheit.“
Und dann, genauso abrupt wie das Wispern aufgehört hatte, verschwand die Gestalt. Die Dunkelheit verschluckte sie und die kalten Augen erloschen.
Nick stand da, reglos, bis er die Kraft fand, sich zu bewegen. Er konnte den ganzen Weg zurücklaufen, ohne dass etwas geschah. Aber als er die Tür hinter sich schloss und in die Dunkelheit blickte, konnte er die kalten Augen immer noch sehen. Sie blickten ihm direkt in die Seele.
Die Dunkelheit hatte ihn geschluckt, daran ließ kein Zweifel mehr. Und obwohl er das Haus verlassen hatte, schien die Dunkelheit ihn nicht verlassen zu wollen. Immer wenn er die Augen schloss, sah er die leeren, kalten Augen. Sie verfolgten ihn in seinen Träumen und wachten über seinen schlaflosen Nächten. Und in der Dunkelheit, wenn die Welt leise wurde, dann hörte er das Wispern wieder. Ein ständiger, nie endender Nachhall des Unbekannten.
Er hatte die Pforte zur ewigen Dunkelheit geöffnet und sie hatte sich in ihm festgesetzt. Er war Teil von ihr geworden und würde es für immer bleiben. Denn die Dunkelheit ist ewig, und einmal von ihr berührt, lässt sie einen nie wieder los.