Es war eine neblige Winternacht im stillen, beschaulichen Städtchen Mill Creek. Die Häuser lagen wie Perlen auf einer Schnur entlang des grauen Flusses. Ein dichter Nebel, der sich heimlich aus dem Wasser erhoben hatte, schlängelte sich durch die Straßen und kroch an den Hauswänden empor. Die Welt war verschlungen von diesem schaurigen Weiß, versteckt vor den Blicken der Menschen.
Mitten in dieser bleichen Landschaft stand ein altes, zauberhaftes Herrenhaus, das trotz seiner Schönheit von den Menschen gemieden wurde. Die Leute flüsterten von Geistern, die unter dem verwitterten Dach hausten. Von verwunschenen Gestalten, die regelmäßig ihre letzte Ruhe störten. Niemand wagte es bei der grauen, nebligen Dunkelheit in der Nähe des Hauses zu sein, denn manchmal, an besonders dunklen Nächten, hörte man Schreie, die aus den Tiefen des Nebels zu kommen schienen.
Diese Nacht war so eine. Der leichte Wind trug ein durchdringendes Echo durch die nebligen Straßen: ein Schrei. Ein Schrei so furchtbar, dass er den Mutigsten das Blut in den Adern gefrieren ließ. Und dann wieder Stille. Nur der knisternde Frost und das leise Wispern der kahlen Bäume waren zu hören. Der Nebel schien dichter zu werden, verstärkte die Dunkelheit und die Furcht in den Herzen der Leute von Mill Creek.
Mitten in der Stadt, elektrisiert von den Geräuschen und der Atmosphäre, stand der junge Tom. Er hatte das Gerücht über die schaurigen Schreie gehört und sein jugendlicher Leichtsinn hatte ihn hierher geführt. Er wollte Mut beweisen, wollte der erste sein, der die Geheimnisse des alten Hauses lüftete. Als er die silberne Erscheinung des Herrenhauses durch den Nebel erblickte, erstarrte er. Der Nebel schien greifbar, beinahe lebendig.
Er spürte die kalte Feuchtigkeit auf seinem Gesicht, eine Kälte, die tiefer ging als nur bis zur Haut. Ein erstickendes Schweigen umgab ihn. Dann, aus dem Nichts, der Schrei wieder. Lautes, durchdringendes Gekreische, das die Stille zerriss. Es war so laut, dass es ihn fast zu Boden warf. Aber es war nicht der Schrei selbst, es war die verstörende Leere danach, die ihn am meisten verängstigte.
Er schaffte es, sich zur Ruine zu bewegen und mit zitternden Händen begann er, die schwere Tür zu öffnen. Was er drinnen fand, war dunkler als die Nacht selbst. Die tiefen Ecken des Hauses verbargen Unbekanntes, das weit jenseits seiner Vorstellung lag. Noch einmal hörte er den Schrei, diesmal so nah, dass er direkt neben ihm zu sein schien. Er machte einen Schritt zurück, stieß mit etwas Hartem zusammen und fiel.
Als er erwachte, war der Nebel verschwunden. Die Sonne kämpfte sich durch die grauen Wolken, von den Schreien war nichts mehr zu hören. Das Haus war leer, kalt. Was auch immer die Nacht verhüllt hatte, es war mit dem Nebel verschwunden. Auf dem Heimweg konnte er sich kaum an das erinnern, was passiert war. Die Schreie, der Nebel, das verlassene Haus – alles schien wie ein verschwommener Traum.
Aber in Mill Creek sprachen die Leute. Sie flüsterten von einem jungen Mann, der trotz aller Warnungen in das Nebelhaus ging. Und sie lauschten ängstlich in die Nacht, wartend auf die Schreie, die aus dem Nebel kommen würden. Aber die Schreie kamen nicht. Die Stille blieb. Und mit ihr das Rätsel, wie die Schreie begannen… und warum sie endeten.