Die Luft war siedend heiß und voller wilder Geräusche, als der Sturm seine Runde auf dem schlafenden Dorf drehte. Es war eine tiefschwarze Nacht, eine Nacht, die jeden Lichtstrahl verschluckte und in ihren Schatten warf. In solch einer Nacht begann ein Flüstern, leise und doch unerträglich, im tiefsten Herzen des Dorfes.
Das Geräusch kam aus dem alten Brunnen, einem alternden Artefakt, das von den Dorfbewohnern gemieden wurde. Einst war es die Hauptwasserquelle des Dorfes gewesen, aber das war lange her. Für die Kinder war es nur noch ein schauerlicher Ort für Mutproben. Niemand konnte sagen, weshalb der Brunnen solche Schrecken evozierte, doch sein dunkler Schatten auf dem Dorfplatz war für viele ein unausgesprochener Grund zur Angst.
An diesem Abend, an dem der Sturm tobte und toste, hörte ein kleiner Junge namens Timmy das Flüstern. Es war nichts, was er hätte ignorieren können. Es war eher wie eine Melodie, die ihm ins Ohr gewebt wurde, ihn dazu zwang, ihr zu zuhören. Mit seinem Teddy fest im Arm wanderte er aus seinem Bett, hinab ins Dunkel des Dorfplatzes.
Der Mond, eingeschlossen zwischen den schwärzesten Wolken, warf ein fahles Licht auf Timmys bleiches Gesicht, als er am Rand des alten Brunnens stand. Das Flüstern wurde lauter und verlockender. Bevor er sich versah, tauchte Timmy seine Hand in das kalte schwarze Wasser.
Da war es, das Spielzeugboot, das er vor langer Zeit verloren hatte. Es schwamm da, tanzte auf den stillen Wellen des Brunnens. Timmy konnte nicht widerstehen, griff nach dem Boot. Aber genau in dem Moment, als sein junger, unschuldiger Finger das kleine Spielzeug berührte, griff etwas anderes zurück. Etwas, das tiefer im Brunnen lebte. Etwas, das schon sehr lange dort unten war.
Es war ein kurzer, quietschender Schrei, der in dem Sturm unterging und die Dorfbewohner in ihren Betten schlummern ließ. Der Sturm heulte weiter, die Dunkelheit wuchs, und in der Mitte des Dorfplatzes stand nur noch ein leerer, alter Brunnen.
Als die Sonne über dem Dorf aufging, war der Sturm verschwunden und mit ihm auch Timmy. Alles, was übrig blieb, war sein Teddybär, der am Rand des alten Brunnens lag. Das Flüstern war verstummt, abgelöst vom trostlosen Schweigen der Dorfbewohner.
Niemand sprach jemals über das, was in dieser Nacht passiert war. Das alte Erinnern an den Brunnen reifte zu einem beizeiten ausgesprochenen Tabu. Die Kinder spielt nicht mehr in seiner Nähe, niemand wagte es, Wasser aus ihm zu holen. Und immer noch, in der dunkelsten Nacht, wenn der Sturm am ehesten heult, flüstert der alte Brunnen seine Lieder. Lieder von dunklen Gezeiten, die dort unten warten, nur darauf, nach einem weiteren unschuldigen Spielzeug zu greifen.