Das Licht des Vollmondes ergoss sich über das abgelegene, alte Haus am Ende der Stadt. Irgendwo krähte ein Hahn, während ein unablässiger, kühler Wind sich durch die langen, trockenen Gräser schlängelte und sie zu einem stummen Tanz aufforderte. Während die Nacht tiefer und dunkler wurde, war es das Haus, das für die meiste Unruhe sorgte. Es war nicht das unheimliche Aussehen oder die morschen Wände, die das Unbehagen hervorriefen, es war das, was darin wohnte.
In dem Haus hauste seit Generationen eine alte Frau, nicht ärmer als eine Kirchenmaus, abgeschnitten von Arbeit und Leuten, die sie kannten. Die Alte kam nur nachts raus, wenn der Mond voll und strahlend am Nachthimmel stand. Weise und wortkarg, hatte sie den Ruf einer Hexe, die in der Lage war, die Geheimnisse des Universums zu kennen. Aber das war nicht das Beängstigende. Es war der „Mondschrei“, der die Bewohner in Angst und Schrecken versetzte. Ein schrilles Heulen, das manche sagten, sei der Ruf von Geistern und Dämonen, die in der Schattenwelt verloren waren.
Ein mutiger junger Mann namens Alex, neu in der Stadt, entschied sich in dieser besonderen Nacht, der Sache auf den Grund zu gehen. Mit einem kleinen Rucksack, gefüllt mit einer Lampe, einem kleinen Messer und einer Wasserflasche, machte er sich auf den Weg zu dem alten Haus.
Die morschen Holzstufen knarrten unter seinem Gewicht, als er die unheimliche Wohnung betrat. Schwaches Kerzenlicht flackerte im Inneren und beleuchtete die verstaubten Regale und alten Bücher.
Alex sah die Gestalt der alten Frau, die murmelnd und gebeugt über einem alten Tisch saß und ein silbernes Amulett hielt, auf dem ein mondähnliches Symbol eingraviert war.
Die Klock schlug Mitternacht, und das Amulett fing an zu leuchten, während die Alte ihre Augen fest schloss und begann, in einer alten, vergessenen Zunge zu singen. Ein Schauer lief Alex über den Rücken, als plötzlich ein schrilles Schreien das stille Haus durchschnitt – der Mondschrei.
Alex blickte instinktiv zum Fenster und sah, wie der Vollmond über ihrer Position zu pulsieren schien, als ob er auf den Schrei der alten Frau antwortete. Erschrocken und entschlossen zugleich, griff er das Amulett fester und chaotisch hallten seine Adern wider von den Energien, die das Amulett enthielt.
Zum ersten Mal erschrocken, sah die alte Frau Alex, nahm ihn voller Angst wahr und stieß einen anderen, letzten Schrei aus, bevor sie zu Boden fiel und der Mond draußen zunehmend dunkler wurde.
Alex Athem ging schneller, seine Augen weiten sich, während er das leuchtende Amulett in seiner Hand fixierte. Die Energie, das Licht, der Schrei – sie waren alle Teil eines alten Rituals, dessen Geheimnisse nur die alte Frau kannte. Mit dem Tod der alten Frau war das Ritual unvollständig und für immer verloren.
Das Schluchzen des Windes draußen war das einzige Geräusch in dieser Nacht. Alex starrte auf den Vollmond, der sich langsam von einem strahlenden Weiß in ein tieferes, undurchdringliches Schwarz verfärbte. In den folgenden Tagen wurde es ruhig in der Stadt, ein Teil der alten Legende war für immer verloren.
Aber die Frage bleibt: War der „Mondschrei“ ein Ruf der Dämonen oder etwas anderes? Und warum wurde die alte Frau erst nach dem Auftauchen von Alex bewusst? Was geschieht, wenn das Amulett von jemandem ohne Wissen ergriffen wird?