Alex lag lauschte den Schlägen seiner Wanduhr, während er auf seinem Bett lag, unfähig zu schlafen. Eine düstere Stille beherrschte sein Apartment, nur unterbrochen von den gelegentlichen Pochen seiner alten Holztür, die im Wind schwingt.
Er wischte auf seinem Smartphone herum, auf der Suche nach etwas Unterhaltung, aber alles schien langweilig und trivial. Als sein Blick auf eine seltsame aufploppte, blieben seine Augen kleben. Eine App, „Clairvoyance“, die ihn mit angeblichen spirituellen Wesen verbinden konnte. Skeptisch und gelangweilt genug, installierte er sie und akzeptierte alle erforderlichen Berechtigungen ohne zu zögern.
Seine Hände zitterten leicht, als er die App öffnete. Ein einfacher schwarzer Bildschirm mit einem leuchtenden blauen Rautensymbol in der Mitte. Er drückte es und der Bildschirm zeigte einen Ladekreis, und dann erschien eine Nachricht, „Welches Wesen möchten Sie kontaktieren?“. Nach kurzem Überlegen, tippte Alex den Namen seines verstorbenen Vaters ein. Eine Nachricht erschien, „Wesenskontakt wird hergestellt“.
Was als harmloses, unschuldiges Spiel begann, wurde bald zu einem finsteren Alptraum. Zuerst begann sein Vater durch die App mit ihm zu „sprechen“. Er war überglücklich und konnte nicht glauben, dass es wirklich geschah. Sein Vater sagte ihm Sachen nur sie beide wussten, er erzählte Alex von seinem Leben nach dem Tod.
Aber die Dinge verschlechterten sich schnell. Aus der anfänglichen Freude und Erleichterung wurde Verzweiflung und Furcht. Sein Vater begann detaillierte Beschreibungen von kommenden Unglücken zu geben, die in Alex’ Leben eintreten würden. Ereignisse, die tatsächlich eintraten. Er fühlte sich von der Prophezeiung des Unglücks, die in sein Leben gebracht wurde, unausweichlich geknebelt.
Um Mitternacht hörte Alex ein leises Wispern aus seinem Handy. Es war die tiefe, raue Stimme seines Vaters, voller Zorn. „Warum weckst du mich aus meinem Schlaf, Sohn?“ Es knarrte. Alex konnte nichts erwidern. Er fühlte sich vollkommen gelähmt.
Seine Augen weiteten sich, als sein Smartphone von selbst aufleuchtete. Es waren Nachrichten von Clairvoyance. Ein Countdown. „Zorn wird in 10… 9… 8…“ Er konnte das pochende Herz in seiner Brust spüren, seine Atemzüge laut in der Stille seines Zimmers. „… 3… 2… 1…“.
Die Lichter in seinem Apartment begannen zu flackern, seine Tür knallte mit einem lauten Geräusch auf und zu. Die Temperatur in seinem Zimmer sank plötzlich, reduzierte sich zu einer kühlen Kälte. Alex zitterte so stark, dass er sein Handy kaum festhalten konnte.
Nach dem heftigen und beängstigenden Rummel kam eine unheimliche Stille. Alex schien endlich wieder atmen zu können, aber der Frieden dauerte nicht lange. Die Stille wurde jäh zerrissen, als eine furchtbar laute und raue Stimme sein Name durch das ganze Apartment hallte.
Alex schrie vor Schreck und ließ sein Handy fallen. Er schnappte nach Luft und kämpfte gegen die aufsteigende Panik. Die Baumwollvorhänge an seinem Fenster raschelten leise, als plötzlich ein kalter Wind durch das offene Fenster strömte und die Kerzen um ihn herum erlosch.
Verängstigt und voller Schrecken verbrachte Alex die gesamte Nacht an seinem Bett, kauernd und völlig handlungsunfähig durch den Terror, der von seinem eigenen Telefon ausging. Als endlich der Morgen kam, war die Angst in seinem Herz noch immer so frisch, als hätte alles gerade erst begonnen.
Sollte Alex das alles glauben? War es ein böser Geist oder eine App-Gone-Rogue? Was auch immer es war, es hatte Alex’ Leben verändert. Alex, der lediglich auf der Suche nach Zerstreuung war, fand sich in einem Alptraum wieder, der ihn in eine unbeschreibliche Angst vor dem nächsten Anklopfen des Zorns versetzte.