Es war ein gewöhnlicher Abend. Tim scrollte auf seinem Smartphone und grinste über lustige Memes. Ein plötzlicher Stromausfall ließ ihn aufsehen. Dunkelheit umhüllte ihn und ein kühler Schauer rann über seinen Rücken. Ein zaghaftes „Hallo?“ entfuhr seinen Lippen, doch die Antwort war nur Schweigen.
Schnell griff er nach seinem Smartphone und aktiviert das Taschenlampen-Feature. Ein flüchtiger Strahl Licht zeichnete zuckende Schatten auf die Wände, die mit jedem Moment lauernder wirkten. Doch da war noch etwas anderes, eine Bewegung in der Dunkelheit, die nicht seine eigene war.
„Nur Einbildung“, murmelte Tim, doch sein Puls beschleunigte sich. Er bewegte das Smartphone vorsichtig durch den Raum und neben dem Sofa – dort wo der dunkelste Schatten war – zeigte sich eine Silhouette. Eiskalte Furcht erstarrte seine Glieder.
Das dunkle Etwas löste sich aus der Schwärze und schlich näher. Tims Lichtstrahl verlor sich an diesem Schatten, als würde er ein schwarzes Loch anleuchten. Kein Detail war erkennbar, kein Gesicht, keine Hände, nur die dunklere Dunkelheit, die sich bewegte.
„Das kann nicht wahr sein“, flüsterte Tim. Doch das dunkelste Dunkel antwortete. Eine Stimme, so kalt und flüsternd wie der Wind im Winter wisperte: „Doch, es ist wahr“.
Ein Schrei blieb in Tims Kehle stecken. Er zückte sein Handy, wollte wegrennen, doch sein Körper gehorchte ihm nicht. Die dunkle Gestalt bewegte sich weiter auf ihn zu und dann … berührte es ihn. Eine Kühle, kälter als alles was er kannte, durchzog seinen Körper, seine Gedanken, seine Träume.
Mit letzter Kraft schrie er auf und stolperte rückwärts. Die Gestalt verschwand, als würde sie nie existiert haben. Tims Herz klopfte wie wild und die Einsamkeit der Dunkelheit nahm neuen Raum ein. Er tastete sich blind voran, bis er endlich das Telefon erreichte und den Notruf wählte.
Als die Polizei eintraf, war der Strom schon wieder da. Sie fanden Tim in der Ecke, blass und verstört. Im Licht der Taschenlampen der Beamten sah die Wohnung normal aus. Kein Zeichen eines Eindringlings oder Stromproblems. Das Einzige, was sie fanden, waren die Schatten. Schatten über Schatten.
Die Welt hat sich verändert für Tim an diesem Abend. Als Tim später in sein Smartphone blickte, da war es nicht mehr das Gleiche. Die lustigen Bilder, die Online-Games, die sozialen Medien. Alles gab es immer noch, aber da war etwas anderes… Schatten. Schatten über Schatten.
Nun zögert Tim jedes Mal, bevor er sein Smartphone in Dunkelheit aktiviert. Er hat Angst vor dem, was dann erscheint. Schatten an der Wand, auf dem Boden, vielleicht schon hinter ihm. Der dunkelste Schatten, der nicht nur in der Dunkelheit lauert, sondern auch in seinem eigenen Licht.
Vielleicht verbirgt sich hinter jedem Schatten in diesem digitalen Zeitalter eine finstere Präsenz. Vielleicht gehört auch dein Schatten jemandem oder etwas Anderem. Ist das nächste Mal, wenn du dein Smartphone einschaltest und einen Schatten siehst, nur ein Schatten oder ist es ein Schatten über Schatten?
